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Weniger ist machbar: Unser Stromverbrauch im Tiny House

Weniger ist machbar: Unser Stromverbrauch im Tiny House
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    Sibylle & Michi
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2.5 Jahre, 200 kWh – und was das über unser Leben erzählt

Seit über zweieinhalb Jahren leben wir nun im Tiny House. Kompakt, reduziert – und überraschend energieeffizient. Der wohl eindrücklichste Beweis dafür: Wir haben in dieser Zeit nur 200 Kilowattstunden Strom vom Netz bezogen.

Kein Zahlendreher. Das sind 80 kWh pro Jahr, umgerechnet gerade einmal 6.6 kWh pro Monat. Zum Vergleich: Ein typischer Zwei-Personen-Haushalt in einer Wohnung verbraucht laut EKZ jährlich zwischen 1'100 und 3'300 kWh, in einem Einfamilienhaus sogar 2'000 bis 5'000 kWh. Unser Strombedarf liegt also bei unter 10 % eines durchschnittlichen Haushalts.

Aber was bedeutet 6.6 kWh eigentlich in der Praxis? Damit könnte man:

  • rund 11 Waschladungen bei 40 °C durchführen,
  • etwa vier warme Mahlzeiten auf einem Elektroherd zubereiten,
  • oder den Laptop rund 200-mal aufladen.

Oder anders gesagt: Mit unserem gesamten jährlichen Strombezug von 80 kWh könnte man in einem durchschnittlichen Haushalt:

  • 133-mal waschen,
  • 53 warme Mahlzeiten kochen,
  • oder einen 65-Zoll-Fernseher vier Stunden täglich für ca. 200 Tage betreiben.

Das zeigt eindrücklich, wie wenig Energie wir tatsächlich von extern benötigen – und wie viel man mit dieser Menge Strom in einem gewöhnlichen Alltag bereits tun kann.

Minimalismus trifft Strombewusstsein

Was auf den ersten Blick nach Verzicht klingt, fühlt sich für uns längst nicht mehr so an. Unser Alltag ist ganz normal: Wir nutzen unsere Laptops, laden unsere Handys, der Kühlschrank läuft durchgehend – wie in jedem anderen Haushalt. Auch WLAN und Licht gehören zum täglichen Leben. Der entscheidende Unterschied? Wir kochen und backen mit Gas, was allein schon einen enormen Stromverbrauch einspart.

Unser Weg zur Autarkie – mit Einschränkungen

Unser niedriges Verbrauchsprofil ist kein Zufall. Es ist das Resultat bewusster Entscheidungen: Wir haben unsere eigene Solaranlage mit Speicher, mit der wir im Jahr 2024 insgesamt 1’318 kWh Strom selbst produziert haben – bei einem Verbrauch von 1’200 kWh.

Auf den ersten Blick klingt das nach völliger Autarkie. Doch in der Realität ist es etwas differenzierter: Im Sommer erzeugen wir deutlich mehr Strom, als wir verbrauchen – im Winter hingegen reicht die Sonneneinstrahlung oft nicht aus, um unseren Bedarf zu decken.
Den externen Strom beziehen wir hauptsächlich in der Zeit von Mitte Oktober bis Anfang Januar – also während der dunkelsten Monate. In dieser Zeit ist unser Speicher schnell leer, und die Produktion der Solarpanels geht gegen Null.

Das heisst: Über das ganze Jahr betrachtet haben wir zwar einen Überschuss produziert, waren aber nicht durchgehend unabhängig vom Netz. Trotzdem ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir einen grossen Teil unseres Energiebedarfs selbst decken – mit Sonne direkt vom Dach.

Und noch besser: Im Sommer nutzen wir den Stromüberschuss zusätzlich zur Warmwasseraufbereitung – das macht unsere Energie-Nutzung nicht nur effizienter, sondern auch nachhaltiger.

Der Blick über den Tellerrand

Laut EKZ verursachen spezielle Installationen wie Elektroboiler oder Elektroheizungen jährlich 750 bis 1'000 kWh pro Person bzw. bis zu 15’000 kWh pro Haushalt. Durch den Verzicht auf solche Systeme sparen wir ein Vielfaches unseres gesamten Jahresverbrauchs.

Das zeigt: Ein bewusst gestalteter Haushalt – ob klein oder gross – hat enormes Potenzial zur Reduktion von Energieverbrauch, ohne dass man auf ein angenehmes Leben verzichten muss.

Fazit: Weniger ist machbar – und fühlt sich gut an

200 kWh Netzbezug in 2.5 Jahren – das ist nicht Magie, sondern Haltung. Unser Tiny House zeigt, wie ein moderner Lebensstil mit einem Minimum an Energiebedarf möglich ist. Es geht nicht um Verzicht, sondern um bewusste Gestaltung. Und genau das macht diesen Lebensstil so wertvoll.

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