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Wasser auffangen, Natur bewahren

Wasser auffangen, Natur bewahren
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    Sibylle & Michi
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Gestern haben wir in unserem Tiny House Kokomo ein kleines, aber bedeutendes Upgrade umgesetzt: Der bisherige 240-Liter-Regenwassertank wurde durch einen 1000-Liter-IBC-Tank ersetzt.

Warum der Wechsel?

Mit dem bisherigen Fass kamen wir bei längeren Trockenperioden rasch an die Grenzen. Besonders im Sommer, wenn das gesammelte Regenwasser ausschliesslich für unseren Garten genutzt wird, war die Kapazität oft zu knapp. Der neue IBC-Tank bietet uns nun über viermal so viel Volumen – das bringt Unabhängigkeit und mehr Puffer für regenarme Wochen.

Wir hoffen sehr, dass wir mit dem grösseren Tank jetzt stets genügend Wasser zur Verfügung haben werden. Da wir jedoch nur Wasser von unserem kleinen Dach "ernten", könnte es trotzdem knapp werden – wir sind gespannt, ob sich die Investition langfristig bewährt.

So lief der Umbau

Die Vorbereitung begann mit dem Setzen eines einfachen, aber stabilen Unterbaus. Als Fundament haben wir Gartenplatten auf einer Schicht aus feinem Kies verlegt. Darauf wurden Backsteine platziert, die dem vollen IBC-Tank – immerhin über eine Tonne Gewicht – genügend Stabilität bieten sollten.

Anschliessend folgte der Anschluss an die bestehende Regenrinne: Mit einem selbstgebauten Verteiler fliessen nun zwei Fallrohre direkt in den Tank. Die Höhe ist so gewählt, dass man bequem Giesskannen befüllen kann.

Was aktuell noch fehlt, ist ein Überlaufschutz. Momentan würde überschüssiges Wasser einfach oben über den Tankrand laufen. Mal schauen, was wir dort noch als einfache Lösung finden. Ausserdem planen wir, den Tank bald mit einer UV-dichten Plane abzudecken – so soll verhindert werden, dass sich im Wasser Algen bilden und alles grün wird.

Nachhaltig, schlicht und effizient

Der Umbau passt perfekt zu unserem minimalistischen Ansatz: Bestehende Materialien wurden weiterverwendet (z. B. Backsteine, Holzresten), und der Tank selbst ist ein gebrauchter IBC-Tank, der eine neue Aufgabe erhält. Zwar ist es schade, dass wir damit unser schönes altes Holzfass ersetzen mussten – der neue Tank besteht nun mal aus Kunststoff. Aber immerhin ist er occasion, und so geben wir ihm ein zweites Leben.

Regenwasser: eine unterschätzte Ressource

Was viele unterschätzen: Unmengen an wertvollem Regenwasser verschwinden ungenutzt in der Kanalisation – besonders in dicht bebauten Gebieten. Dabei liesse sich mit einfachen Mitteln ein grosser Teil auffangen und sinnvoll nutzen.

Ein kleines Rechenbeispiel: Bei einem Dach mit 100 m² Fläche fallen pro Jahr bei durchschnittlich 1'000 mm Niederschlag rund 100'000 Liter Regenwasser an – also 100 Kubikmeter! Das entspricht etwa 100 vollen IBC-Tanks. Selbst wenn man nur einen Teil davon auffangen kann, wäre das eine beachtliche Menge für Garten, WC oder andere Anwendungen.

Auch im Haushalt liesse sich Regenwasser sinnvoll nutzen. Allein für die WC-Spülung werden pro Person jährlich rund 13'000 bis 15'000 Liter Trinkwasser verwendet. Das entspricht etwa 35 bis 40 Litern pro Tag – Wasser, das problemlos durch Regenwasser ersetzt werden könnte.

Ein spannender Einblick in die Wasserversorgung in der Schweiz wurde diese Woche auch in der SRF1-Sendung "Treffpunkt" gegeben. Unter dem Titel Smart Water – oder geht Wasserversorgung auch intelligent? wurde diskutiert, wie sich die Wasserinfrastruktur intelligenter gestalten lässt und welche Herausforderungen auf uns zukommen. Die Sendung kann hier nachgehört werden: SRF Treffpunkt: Smart Water

Noch weiter gedacht hat das Projekt Haus "Aqua" in Zofingen, das komplett ohne Anschluss an das öffentliche Wassernetz auskommt. Ein faszinierender Einblick, wie Wasserautarkie in grösserem Massstab funktionieren kann – und ein inspirierender Blick in die Zukunft:

Fazit

Ein lohnendes Mini-Projekt mit grosser Wirkung. Unser Tiny House hat damit einen weiteren Schritt in Richtung Autarkie gemacht – und wir sind gespannt, wie sich das neue System im Alltag bewährt.

📸 Impressionen vom Umbau:

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Quellen:

  • Bundesamt für Umwelt BAFU: Durchschnittlicher Jahresniederschlag in der Schweiz, je nach Region zwischen 850 und 2'200 mm. Für das Beispiel wurde ein Mittelwert von 1'000 mm verwendet. (Link)
  • Faustformel: 1 mm Niederschlag auf 1 m² Dachfläche entspricht ca. 1 Liter Wasser. Diese einfache Umrechnung wird z. B. von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und verschiedenen Umweltbildungsstellen verwendet.
  • EnergieSchweiz / Eawag: Durchschnittlicher Wasserverbrauch in Schweizer Haushalten, WC-Spülung: 13'000–15'000 Liter pro Person und Jahr. (Link)

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